Das Thema „Sexualerziehung“ war für die Kinder des vierten Schuljahres in vieler Hinsicht sehr spannend und interessant – und natürlich ging es dabei auch um die Geburt. Alle hatten sich mit ihren Eltern über ihre eigene Geburt unterhalten: Wo hatte sie stattgefunden, wie lange hatte sie gedauert, wer war alles dabei? Viele Kinder hatten auch Fotos und Andenken von ihrem Start ins Leben mitgebracht und vorgestellt.
Als besonderen Höhepunkt hatte Herr Mühlmann mit der Hebamme Raphaela Claves-Hoyer eine echte Expertin in die Klasse eingeladen. Sie lebt und arbeitet seit rund drei Jahren in Hoetmar und ist mittlerweile über 40 Jahre als Hebamme tätig. Mehr als 5000 Geburten hat sie in der Zeit begleitet – also ungefähr doppelt so viele, wie Hoetmar Einwohner hat, erklärte sie den staunenden Kindern.
Dabei hat sie sich schon recht früh entschieden, nicht im Krankenhaus zu arbeiten, sondern Geburten zu Hause oder im Geburtshaus zu begleiten. Ihr ist es wichtig, den Frauen und auch bereits den Kindern zu vermitteln, dass die Geburt zwar anstrengend, aber etwas ganz Natürliches ist.
Frau Claves-Hoyer hatte natürlich auch ihren Hebammenkoffer mitgebracht, in dem sich wichtige Instrumente zur Untersuchung und Behandlung der schwangeren Frauen befinden. Die Herztöne des Babys können mit einem Hörrohr abgehört und mit einem Gerät sogar hörbar gemacht werden. Frau Claves-Hoyer nahm zunächst die Herztöne von Herrn Mühlmann und anschließend von Matthis – die Kinder stellten fest, dass bei Erwachsenen das Herz deutlich langsamer schlägt.
Mithilfe einer Puppe konnten die Kinder üben, wie eine Hebamme die Lage des Babys im Bauch zu ertasten.
Besonders spannend wurde es, als Frau Claves-Hoyer mit der Babypuppe und verschiedenen Utensilien den Geburtsvorgang demonstrierte: Zunächst die Wehen, bei denen die Gebärmutter sich zusammenzieht und das Baby dadurch herausdrückt, dann der Weg durch das Becken und die Vagina, wobei das Baby sich geschickt dreht, und schließlich die eigentliche Geburt.
Die 90 Minuten gingen richtig schnell vorbei, aber natürlich hatten die Kinder am Ende noch Gelegenheit für interessierte Fragen. Frau Claves-Hoyer machte auch deutlich, dass eine Hebamme nicht nur für die Begleitung bei der Geburt zuständig ist, sondern auch in allen anderen Lebenslagen beratend zur Seite stehen kann, besonders auch während der Pubertät.
Für die Kinder war die Doppelstunde sehr interessant, und viele werden bestimmt von nun an das Geburtshaus Am Holtrup mit ganz anderen Augen sehen.